Familienleben Kolumne

Wenn Mütter gehen

Kennt ihr den italienischen Film „Pane e Tulipani“ – Brot und Tulpen? Es ist ein an und für sich unspektakulärer italienischer Film, der mich aber bereits lange vor meiner Mutterschaft tief berührt hat. Der Film ist ein tragisch-komischer Aufruf, spontaner zu sein und es auch zu wagen, aus dem häufig erdrückenden Alltag auszubrechen. Auch entgegen der allgemeingültigen Meinung, „so etwas dürfe man doch nicht machen, schon gar nicht als Mutter.“

Eine Mutter bricht aus

Auf der Rückreise nach einem Familienausflug verpasst Rosalba nach einem Zwischenhalt an einer Autobahnraststätte den Car. Ihrem Mann und ihren beiden Kindern fällt erst einige Kilometer später auf, dass sie nicht im Car sitzt. Statt auf ihre Familie zu warten, packt Rosalba die Gelegenheit beim Schopf und fährt nach Venedig, wo sie schon immer hin wollte. Hier findet sie nicht nur eine Arbeit, sondern auch schon bald eine neue Liebe. Sie geniesst ihr neues Leben, auch wenn sie nachts von Gewissensbissen geplagt wird, vor allem wegen ihre jüngsten Sohnes. Ausgerechnet die Geliebte ihres Mannes spürt sie auf und überredet sie zur Rückkehr. Doch Rosalba kehrt in ihr unverändertes altes Leben zurück, das durch die Routine des Alltags geprägt ist. Und als sie schliesslich ihr zurück gelassener Freund hier aufsucht, zögert sie nicht mehr und folgt ihm endgültig zurück nach Venedig.

Offen gestanden habe ich nicht wenige Male daran gedacht, alles hinter mich zu lassen, irgendwo hin zu fliehen, wos still ist und man mich in Ruhe lässt. Vor allem, wenn wir – wie erst grad – aus den Ferien nach Hause, in den Alltag zurück fahren, muss ich  immer wieder an Rosalba denken: „Was wäre, wenn ich an dieser Raststätte einfach zurück bleiben würde? Wann würden mich meine Männer überhaupt vermissen? Wohin würde es mich ziehen? Hätte ich den Mut, meine Familie zu verlassen, selbst dann, wenn mich mein Alltag vollständig erdrücken würde? Darf eine Mutter ihre Familie verlassen?“

Dass ich mich bisher noch nie abgesetzt habe, liegt daran, dass meine Liebe zur Familie – trotz allem! – deutlich grösser ist als der damit häufig verbundene Frust. Doch was wäre, wenn sich dies ändern würde? Käme dann die Rosalba in mir auf?

Könnt ihr verstehen, dass es Gründe geben kann, um seine Familie zu verlassen? Habt ihr auch schon einmal daran gedacht?

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5 Kommentare

  • Bionic Hobbit
    23. Mai 2012 at 06:52

    Verstehe Dich voll und ganz. Zum Glück gibt es diesen Film, in dem Rosalba ihre Familie verlässt, so musst Du es nicht tun….
    Meine Mutter stand anscheinend ein paar mal mit dem Koffer am Bahnhof und ist wieder umgekehrt. Das kann ich erst heute nachfühlen. Ob die Väter wohl auch so Gedanken haben? Wahrscheinlich kommen sie nicht dazu, weil sie mit der Sekretärin an der Arbeit zu sehr beschäftigt sind. Mein Vater hat übrigens später seine Sekretärin geheiratet, so ein Cliché.

  • Nicole
    23. Mai 2012 at 08:32

    @Bionic: O nein, das ist wirklich klischeehaft….Ich bin froh, dass mein Mann keine Sekretärin hat…. 😉

  • Rita Angelone
    23. Mai 2012 at 09:14

    @Bionic: Die Väter…. Die Väter grübeln vermutlich nicht so und sind – wie du so schön-traurig sagst – mit anderem beschäftigt. War heute morgen grad ein bisschen betroffen, als ich deinen Kommentar las. Irgendwie stresst mich dieser Gedanke.

  • Rita Angelone
    23. Mai 2012 at 09:16

    @Nicole: „Sekretärinnen“ gibt es überall. Auch da, wo du sie am wenigsten vermutest…

  • Bionic Hobbit
    23. Mai 2012 at 09:52

    Manche Männer verbringen echt mehr (Wach-) Zeit mit der Sekretärin als mit der Ehefrau. Und dann gibt’s die Geschäftsreisen…
    Also ich mach mir da persönlich keine Sorgen, hab’s aber zuhause erlebt. Ich versteh mich gut mit der Frau meines Vaters, schade nur, dass meine Mutter niemanden mehr gefunden hat.

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